Organisation und Zielsetzung
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ist Träger der Pauline-Schule und Arbeitgeber des Therapeutischen Dienstes. Wir arbeiten in einem Team aus Ergo -und Physiotherapeutinnen, die sich auf die Therapie von Kindern und Jugendlichen spezialisiert haben. Um mit unseren Schülern und Schülerinnen arbeiten zu können, benötigen wir eine Heilmittelverordnung ihres behandelnden Arztes, Ärztin. Wir sind als Leistungserbringer für Heilmittel gemäß § 124 Abs. SGB V zugelassen. Die Therapiestunden werden in Absprache mit den Klassenteams geplant. Sie finden parallel zum Unterricht, in den dafür speziell ausgestatten Therapieräumen oder auch in den Unterricht integriert statt. Die größtmögliche Selbständigkeit und Handlungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler ist Hauptziel unseres ganzheitlichen Ansatzes. Dabei ist es wesentlich, die individuellen Ressourcen, die Eigenaktivität und Motivation der Schülerinnen und Schüler zu erkennen, anzuregen und zu fördern.
Zusammenarbeit
Die Therapie ist ein wichtiger Bestandteil der Erziehungs- und Bildungsarbeit unserer Schule. Sie trägt dazu bei, die aktive Teilnahme der Schüler und Schülerinnen am Unterricht zu ermöglichen oder die notwendige Voraussetzung dafür zu schaffen. In Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern, deren Bezugspersonen im häuslichen und schulischen Umfeld erhalten wir einen ganzheitlichen Eindruck. Daraufhin werden die therapeutischen Behandlungsverfahren und -ziele in den Zusammenhang mit den Alltagsanforderungen der Schülerinnen und Schüler gesetzt. Somit ergibt sich für jede Schülerin und jeden Schüler ein individuelles therapeutisches Vorgehen, das sich im ständigen Anpassungsprozess befindet. Die Befunde und Beobachtungen werden in Form von Behandlungsberichten, Förderplänen, gemeinsamen Zielvereinbarungen, Verlaufsdokumentationen, Stellungsnahmen zu Gutachten an den Arzt oder die Krankenkasse von den Therapeutinnen verschriftlicht.
Beratung
Sowohl für Eltern als auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Schule leistet die Therapie Hilfestellung bei behinderungsspezifischen Fragen, z.B. beim Handling, der Positionierung/Lagerung, dem Hilfsmitteleinsatz, der Anwendung von Strategien und der Umfeld- und Arbeitsplatzgestaltung als Voraussetzung für schulische oder häusliche Förderung. In den Eingangsklassen und bei Bedarf natürlich auch später wird z.B. zur Erarbeitung grafomotorischer Fähigkeiten und Händigkeit beraten. Die Therapie berät auch bei behinderungsspezifischen Fragen im Schülerspezialverkehr. Gelegenheit hierzu besteht z.B. an Elternsprechtagen, Beratungstagen, Teamsitzungen und Hospitationsterminen während der Therapie.
Hilfsmittelversorgung
Auf Wunsch beraten und begleiten wir individuelle Hilfsmittelversorgungen mit Sitz-, Steh-und Gehhilfen z.B. Rollstühle, Gehtrainer, Orthesen, Einlagen. Zur Erprobung von Hilfsmitteln verfügen wir über einen schuleigenen Hilfsmittelpool.
Qualitätssicherung
Bedarfsorientiert bilden wir uns durch Teilnahme an eigenen schulinternen Angeboten, durch Maßnahmen aus dem internen Fortbildungsprogramm des LWL und durch Ausbildungskurse freier Träger fort. So ist gewährleistet, dass aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in die Therapie einfließen und die Qualität unseres therapeutischen Angebots gesichert ist. Wir haben ein großes Interesse daran, PhysiotherapeutInnen und ErgotherapeutInnen in ihrer Ausbildung zu unterstützen, deshalb arbeiten wir mit einer Berufsfachschule zusammen und bieten Praktikumsplätze an.
Räumliche und sächliche Ausstattung
Auch räumlich befinden wir uns mittendrin im Schulgeschehen. Der überwiegende Teil unserer Therapieräume befindet sich im Haupthaus der Schule, es gibt 7 Räume in unterschiedlicher Größe, die speziell für die Ergo-und Physiotherapie eingerichtet sind. Darüber hinaus befindet sich hier auch ein Bewegungsraum mit vielen Kletter -und Schaukelangeboten. Um die Wege zur Therapie möglichst kurz zu halten, wurde zusätzlich in den beiden weiteren Schulgebäuden, dem Altbau und der Berufspraxisstufe ein Therapieraum eingerichtet. In jedem Gebäude steht uns ein Galileo Trainingsgerät (s. Angebote) zur Verfügung. Der Therapieraum im Altbau konnte aufgrund seiner Höhe mit einer Kletterwand (s.Angebote) ausgestattet werden. Alle Räume sind barrierefrei zugänglich und verfügen über erforderliche Hilfen zum Heben-und Tragen. Ein umfangreiches Angebot an Hilfsmitteln, therapeutischen Materialen und Spielen mit hohem Aufforderungscharakter zum Üben, Beschäftigen und Freude am Tun entwickeln steht zur Verfügung und wird fortlaufend erweitert.
Physiotherapie
Das Physiotherapiekonzept beinhaltet einen neurologisch begründeten, interdisziplinär anwendbaren Ansatz zur Befunderhebung, Therapie und Hilfe für die Bewältigung des Alltags bei Menschen, deren Fähigkeit zur Teilhabe am täglichen Leben durch eine neurologische oder Entwicklungsstörung eingeschränkt ist. Dabei werden motorische, sensorische, perzeptive, kognitive, kommunikative, emotionale und soziale Funktionen in ihrer Wechselwirksamkeit berücksichtigt und therapeutisch einbezogen.
Mit dem Schüler, der Schülerin werden sinnhafte Therapiesituationen/ Alltagssituationen gewählt, die zum motorischen Lernen und Handeln durch Experimentieren und Entwickeln von eigenen Strategien führen. Je nach Fähigkeiten, Auffälligkeiten oder Schwierigkeiten des Schülers, der Schülerin wird er/sie unterstützt durch eine gezielte Umfeldgestaltung und den Einsatz therapeutischer Techniken, bei Bedarf auch durch die Adaptation von Hilfsmitteln.
Ziele
- Erlangen der größtmöglichen Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit
- Verbesserung der dafür erforderlichen Funktionen
- Den Schüler, die Schülerin in seiner/Ihrer individuellen Entwicklung und Selbstbestimmtheit zu unterstützen
- Mögliche Folgeerscheinungen von körperlichen Beeinträchtigungen zu minimieren
Ergotherapie
Ergotherapie unterstützt und begleitet Schülerinnen und Schüler jeder Altersstufe, die in ihrer Entwicklung verzögert, in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen (klientenzentriert) in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer Umwelt zu stärken. Die Schülerinnen und Schüler sollen befähigt werden, ihre Funktionen und Fähigkeiten in Beziehung zu setzen, auf neue Situationen zu übertragen und in der Lage sein, sie für den täglichen Gebrauch zu organisieren. Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, den Schülerinnen und Schüler Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung ihrer Lebensqualität zu ermöglichen.
Ziele
Das Ziel der Ergotherapie ist in allen Einsatzbereichen gleich: eine zufriedenstellende Ausführung alltäglicher Handlungen und die damit verbundene selbstbestimmte Teilhabe am soziokulturellen Leben. Das wird erreicht durch Verbesserung, Wiederherstellung oder Kompensation der beeinträchtigten Funktionen. Neben geeigneten Förderungen soll auch der Einsatz von Hilfsmitteln dazu beitragen, dass die Umwelt an die verbleibenden Fähigkeiten angepasst wird.
Angebote
Grundpfeiler unserer Arbeit begründen sich in den Therapiekonzepten nach Bobath, Vojta und der Sensorischen Integration. Bedarfsorientiert können wir auf eine Vielzahl von Konzepten zugreifen. Ergänzend zur Einzeltherapie bieten wir Gruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten z.B. Psychomotorik, Yoga an. Wir orientieren uns an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, WHO Leitlinien und letztlich unserer langjährigen Erfahrung. Exemplarisch werden Konzepte kurz vorgestellt:
Das Bobath-Konzept
Das Bobath-Konzept beinhaltet einen neurologisch begründeten, interdisziplinär anwendbaren Ansatz zur Befunderhebung, Therapie und Hilfe für die Bewältigung des Alltags bei Menschen, deren Fähigkeiten zur Teilhabe am täglichen Leben durch eine neurologische oder Entwicklungsstörung eingeschränkt ist. Dabei werden motorische, sensorische, perzeptive, kommunikative, emotionale und soziale Funktionen in ihrer Wechselwirksamkeit berücksichtigt und therapeutisch einbezogen.
Folgende Merkmale begründen erst in ihrer Gesamtheit das Spezifische des Bobath-Konzeptes:
- Es handelt sich um eine Bewegungstherapie, die sich auf das Interesse, die Motivation und die Aktivität des Patienten stützt. Sie lässt Raum für eine individuelle Gestaltung des Therapieprozesses durch Ärzte, Therapeuten, den Patienten und seine Bezugspersonen.
- Die Therapie erfolgt als ein dialogischer Prozess zwischen Patient und Therapeuten, der auf die Lebenswelt des Patienten bezogen ist und an seine Kompetenz ansetzt.
- Befunderhebung und Behandlungsplanung stehen in stetig zu aktualisierender Wechselbeziehung.
- Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden setzen spezifische Techniken, Methoden und Hilfsmittel ein, die dem Patienten eigenständig, möglichst variable Problemlösungen für seine Handlungsziele ermöglichen und sich günstig auf die Qualität von Haltung und Bewegung auswirken.
- Die Kenntnis der neurologischen Grundlagen und das Wissen um den Verlauf der verschiedenen Erscheinungsformen von Entwicklungsstörungen bilden die Grundlage für eine vorausschauende Planung fachspezifischer Ziele im interdisziplinären Team.
- Die im Verlauf der Zeit zu beobachtende stetige Veränderung der Modellvorstellungen über Planung, Steuerung und Erlernen von Bewegung und Haltung bedingt Offenheit für neue wissenschaftliche Erkenntnisse und fordert deren Einbeziehen in die Arbeit mit dem Patienten.
Castillo Morales Konzept
Das Castillo Morales KOnzept ist benannt nach dessen Begründer, dem argentinischen Rehabilitationsarzt Dr. Rodolfo Castillo Morales (1941- 2011). In Deutschland ist es bekannt als Orofaziale* Regulationstherapie (ORT).Mit verschiedenen Techniken wie Berühren, Streichen, Zug, Druck und Vibration, speziellen Basis-Übungen und Positionierungen des Körpers werden sensomotorische Reize gesetzt, um eine Funktionsverbesserung im Bereich des Saugens, Schluckens, Kauens und der Sprache zu erreichen. Hier sind einige Anwendungsbeispiele:
- Frühgeborene Kinder mit Auffälligkeiten beim Trinken und Essen
- Kinder mit angeborenen, anatomisch bedingten Veränderungen im Bereich des Mundes z.B. Lippen- Kiefer- Gaumen-Segel-Fehlbildung
- Kinder mit Hypotonie, z.B. bei Trisomie 21 (Down Syndrom) oder anderen genetisch bedingten Syndromen
- Mundatmung
- Kau-und Schluckstörungen
- übermäßiger Speichelfluss
- Patienten aller Altersgruppen mit neurologischen Erkrankungen mit orofazialer Begleitsymptomatik, wie z.B.: Neuromuskuläre Erkrankungen, Zerebralparesen, Schädel-Hirn-Traumen oder Schlaganfällen
Weitere Informationen finden Sie hier:
- www.castillomoralesvereinigung.de
- www.ds-infocenter.de (Deutschen Down-Syndrom InfoCenter)
- www.isaac-online.de
- Gesellschaft für unterstützte Kommunikation e.V
- www.lkg-selbsthilfe.de
- Selbsthilfvereinigung für Lippen-Gaumen-Fehlbildungen e.V.,
Galileotraining
Ursprünglich wurde das Training auf der Vibrationsplatte in der Weltraumforschung entwickelt und wird aufgrund der positiven Trainingseffekte in der Rehabilitation und im Sportbereich erfolgreich eingesetzt. Diese Art Muskeltraining simuliert den natürlichen Bewegungsablauf des Menschen beim Gehen. Auf die schnelle Wippbewegung der Trainingsplattform reagiert der Körper mit rhythmischen Muskelkontraktionen im Wechsel zwischen linker und rechter Körperhälfte. So wird die Muskulatur im gesamten Körper aktiviert.
Wirkung:
- Verbessern von Kraft und Koordination
- Steigerung der Ausdauer
- Regelmäßiges Training verbessert die Haltungskontrolle und Bewegung
- Training der Balancefähigkeit
- Osteoporoseprophylaxe
- Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur
- Verbesserung der Blasenfunktion
- Steigerung der Vitalfunktionen
- Durch die rhythmischen Vibrationen werden Gewebshormone (Glückshormone) ausgeschüttet
- Sehr gute Ergänzung der physiotherapeutischen Arbeit
- Das Training macht Spaß und wir meist gut akzeptiert
Kinesiotape
Das kinesiologische Tape ist ein farbiges elastisches Tape, welches mit unterschiedlicher Spannung auf die Haut geklebt wird. Das Tape kann eine Schmerzreduktion bewirken, die Spannung und Ansteuerung der Muskulatur positiv beeinflussen und Gelenkfunktionen unterstützen. Entwickelt wurde das Tape von dem Chiropraktiker Kenzo Kase aus Japan. Die bunten Pflasterstreifen sind hochelastisch, atmungsaktiv und hautverträglich. Sie schränken die Beweglichkeit nicht ein, sondern wirken schmerzlindernd, stabilisierend und stoffwechselanregend. Der große Vorteil des Tapes ist es, dass all diese Effekte nicht nur in der Therapie sondern auch im Alltag weiter wirken. Es ergänzt die physiotherapeutische Behandlung optimal und verlängert deren Wirksamkeit.
Manuelle Therapie
Die Manuelle Thereapie ist ein Teil der manuellen Medizin und wird durch speziell fortgebildete Physiotherapeuten nach ärztlicher Verordnung durchgeführt. Diese Therapieform wird bei der Behandlung reversibler Funktionsstörungen am Haltungs- und Bewegungsapparat (Gelenke, Muskeln, Nerven und Bindegewebe) angewandt. Durch die direkte Wirkung auf den Stoffwechsel im Gewebe können die Beweglichkeit verbessert, die Druckbelastungen bei Schwellungen reduziert und Schmerzen gelindert werden.
Weitere Informationen finden Sie hier:
- Deutsche Gesellschaft für manuelle Medizin (DGMM)
- Gesamtdeutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin e. V. (GGMM)
Sensorische Integrationstherapie
"Sensorische Integration ist jener neurologische Prozess, bei dem die Sinneseindrücke aus der Umwelt und vom Körper wahrgenommen, geordnet und gespeichert (verarbeitet) werden, damit der Mensch seinen Körper innerhalb der Umwelt sinnvoll einsetzten kann."
(nach Fisher, Murray, Bundy)
Die Sensorische Integrationstherapie wurde in den 70er Jahren maßgeblich von der US-amerikanischen Ergotherapeutin und Psychologin Jean Ayres entwickelt.In der Therapie geht es darum dem Kind, basierend auf einer genauen Diagnostik, gezielt sensorische Informationen zu vermitteln. Das Kind reagiert darauf mit adäquaten motorischen Anpassungsleistungen. Anders ausgedrückt führt die gute Verarbeitung und Integration von Sinneseindrücken zu einem verbesserten Körperschema, dies wiederum ermöglicht eine optimale Bewegungsplanung , die sich in angepasstem motorischem Verhalten bzw. in erfolgreichen Problembewältigungsstrategien ausdrückt.
Weitere Informationen finden Sie hier:
- http://gsid.de/ Gesellschaft für sensorische Integration
Petra Hillringhaus
Therapieleitung
Interdisziplinäre Praxis für Physio- und Ergotherapie
an der Pauline-Schule
Leostraße 1
33098 Paderborn
heilmittelpraxis.paderborn-pauline@lwl.org
Tel: 05251-695-149
Fax: 05251-695-219